Die Hölle von Gaza - wie geht es weiter?
- Christoph Fromm
- 26. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Gaza bleibt ständiges Thema in den Nachrichten und schreckliche Lebensrealität vieler unschuldiger Menschen, auch wenn oft Details oder Fakten der Lage hinzugefügt werden, die mehr oder weniger gesichert sind. Tatsache ist allerdings, die Versorgungslage ist und bleibt katastrophal, wobei auch das israelische Militär nur unzureichende Verbesserungen zulässt. Tatsache ist auch, dass die Hamas trotz verheerender Bombardierungen nicht ausgelöscht ist und dass sich nach wie vor israelische Geiseln in ihrer Hand befinden. Und eine weitere unerfreuliche Tatsache ist, dass das Atomprogramm des Iran durch die Angriffe Israels und der USA wohl eben nicht dauerhaft zerstört worden ist. Hinzu kommt: das entscheidende Wissen, wie man die Bombe baut, befindet sich in den Köpfen der iranischen Wissenschaftler, und dieses Wissen kann man nicht wegbombardieren.
Also, was tun? Der Plan des radikalen Teils der israelischen Regierung ist klar: Sie wollen die Palästinenser sowohl aus dem Gazastreifen als auch aus dem Westjordanland vertreiben und auf die umliegenden arabischen Staaten „verteilen“. Das wird höchstwahrscheinlich eine neue Terrorwelle von bisher ungekanntem Ausmaß auslösen. Die Zweistaatenlösung, nach der immer noch viele europäische Politiker_innen wie nach einem Strohhalm greifen, ist längst völlig unrealistisch geworden: Wer bitte schön, soll die ca. 600.000 fanatischen Siedler aus dem Westjordanland mit Gewalt vertreiben? Die israelische Armee? UN-Truppen? Das wird niemals geschehen.
Israel wird mit Sicherheit auch keinen Neuaufbau im Gazastreifen dulden, der unter dem Diktat der Hamas stattfindet. Aber Israel ist auch nicht in der Lage, den Palästinensern wirksam dabei zu helfen, das Joch der Hamas abzuschütteln und demokratische Strukturen aufzubauen. Die Bekämpfung der Hamas läuft immer wieder darauf hinaus (natürlich mit tatkräftiger Unterstützung der Hamas), dass palästinensische Zivilisten massakriert werden. Wieviel Prozent der Palästinenser immer noch hinter der Hamas stehen, darüber kann man nur spekulieren. Klar ist, wer sich gegen die Hamas stellt, wird umgebracht. Auch das kann Israel offensichtlich nicht verhindern.
Die Idee, dass Israelis und Palästinenser in einem Staat gleichberechtigt in friedlicher Koexistenz leben, ist spätestens nach den Ereignissen am 7. Oktober mindestens ebenso sehr eine Fata Morgana wie die Zweistaatenlösung.
Was also tun?
Vielleicht muss man in dieser Situation über völlig exotisch erscheinende Lösungsansätze nachdenken. Wäre es etwa vorstellbar, dass die internationale Staatengemeinschaft den Palästinensern in gemeinsamer Abstimmung das nötige Land für einen eigenen Staat kauft? Und wer wäre bereit, das nötige Land dafür zu veräußern? Ich weiß, das klingt abenteuerlich, ist aber sicherlich nicht weniger realistisch als die seit Jahrzehnten durchgekauten Vorschläge, die die Lage nie gelöst, sondern immer nur weiter verschlimmert haben.
Wie sagte Henry Kissinger so schön: Ich bin mit einer Idee in den Nahen Osten gefahren und einer Vielzahl von Problemen zurückgekehrt.
Ich bin mir nur in einem sicher: Die meisten Menschen wollen in Frieden leben und ganz bestimmt nicht in der Hölle von Gaza!
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