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Herrhausen - was vom ÖRR übrig bleibt

Autorenbild: Christoph FrommChristoph Fromm

Vor ungefähr zwanzig Jahren versuchten der Regisseur Dominik Graf und ich, einen Fernsehzweiteiler über einen deutschen Top-Banker, eine große deutsche Bank und die Hintergründe der Wiedervereinigung zu machen. Der Stoff wurde nach über zwei Jahren Entwicklungszeit vom WDR abgesagt; und heraus kam stattdessen mein Roman „Die Macht des Geldes“.


Neuer Mehrteiler "Herrhausen - Herr der Geldes" als plumpes Abziehbild der Realität


Über zwanzig Jahre später läuft jetzt der Mehrteiler „Herrhausen - Herr des Geldes“ in der ARD, welchen ich persönlich nur schwer erträglich fand. Die platten Abziehbilder der Banker und Politiker, die Erzählung der Geschichte in Schlagwortsätzen, es war unendlich langweilig und mit Verlaub, völlig eindimensional. Dass ein Großteil des deutschen Feuilletons das jetzt wieder als Meisterwerk abfeiert, zeigt einmal mehr, wie endgültig zerstört jede Form von anspruchsvoller Ästhetik in diesem Land ist.


Die Wichtigkeit qualitativer Rezensionen


Nun könnte man sagen, dass es mittlerweile egal sei, was das Feuilleton schreibt, da sowieso keiner mehr lese, aber das ist zu kurz gegriffen. Diese Art von Rezensionen tragen seit Jahren dazu bei, dass das Vertrauen in die Medien mittlerweile vollkommen verschwunden ist. Und leider geht mit völlig falschen Rezensionen auch eine fehlerhafte, einseitige Berichterstattung über den Ukrainekrieg sowie mit dem Krieg im Nahen Osten und beinahe jedem wichtigen politischen Thema einher. Und hier gibt es nun sehr wohl einen unheilvollen Zusammenhang: Man setzt sich zum eigenen Vorteil arrogant über die Wirklichkeit hinweg, glaubt, mit entsprechendem „Marketing“ und „Narrativen“ könne man dem gemeinen Volk jeglichen Blödsinn verkaufen und wundert sich dann, wenn das Vertrauen in die selbsternannten Eliten erlischt. So unterhöhlt man die Demokratie!


Die Dünne des fiktiven Stoffes


Was gibt es noch zu diesem Mehrteiler zu sagen? Es geht nicht darum, ob das alles auf faktischen Wahrheiten basiert oder nicht; fiktiver Stoff soll sich alle möglichen Freiheiten nehmen, deswegen haben wir damals beispielsweise auch allen Figuren fiktive Namen gegeben – doch wenn einem zum Polospielen nur Belegbilder einfallen, die in jeder Werbung für Luxusuhren vorkommen könnten, dann ist das einfach nur noch armselig.

Es fehlt jegliche Tiefe, jegliche Ambivalenz in den Figuren und die Dialoge bestehen aus Sätzen, die man auch als Überschrift über einen Leitartikel der Bildzeitung setzen könnte.

 Und obwohl man sich offensichtlich von den entsprechenden Anwälten hat genehmigen lassen, für die Handlung die jeweiligen Klarnamen verwenden zu dürfen, wirkt das alles völlig unglaubwürdig. Wohlgemerkt nicht, weil es so nicht geschehen ist: Shakespeares Richard der Dritte hält auch keiner historischen Überprüfung stand, sondern zum Beispiel, weil der Plot, dass ein Tob Banker Schulden erlässt, um der Dritten Welt eine Chance zu geben oder fortschrittlich zu sein, völlig wirklichkeitsfremd ist. Herrhausen hat das nicht getan, weil er ein netter Mensch war, sondern weil er damit die US-Banken in allergrößte Schwierigkeiten bringen und so den Machteinfluss seiner eigenen Bank vergrößern wollte: Möglicherweise ist ihm das zum Verhängnis geworden, man muss dann aber auch den Mut haben, das so klar zu erzählen.


Die fatale Darstellung des Bösen als eindimensional


Wenn der Film jedoch mit einer denkbar platten Traummetapher beginnt, in der Herrhausen als Weihnachtsmann Geschenke verteilt, so setzt das einen Ton, der nicht zu einem anspruchsvollen Politthriller passt. Und wenn man nur noch lachen muss, wenn eine oberflächliche Karikatur von Helmut Kohl auftritt, entwertet das jeden weiteren Handlungsablauf. Aber viel Überraschendes gibt es da ohnehin nicht. Herrhausen bleibt eine flache, eitle Figur und seine Frau glänzt mit nicht wirklich hilfreichen Ratschlägen, die Terroristen sind brav eindimensional böse und der Film flüchtet immer wieder in Montagen, die sich drehen wie Schrauben ohne Gewinde. Eine leere, oft wirre Bilderflut, die nichts zu erzählen hat.


Fazit


Dieser Mehrteiler ist ein Beispiel mehr für die tiefe Krise des ÖRR und nicht umsonst wenden sich immer mehr Menschen von ihm ab. Mein Roman „Die Macht des Geldes“ ist vollkommen fiktiv. Aber wer sich für tiefgreifende interessante Figuren interessiert, sollte ihn lesen: https://www.primeroverlag.de/die-macht-des-geldes

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