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Rezensionen zu

"Das Albtraumschiff - Odyssee eines Drehbuchautors"

Johanna Stuttmann, Drehbuchautorin

Christoph Fromms „Albtraumschiff“ nimmt den Leser mit auf eine Kreuzfahrt durch die deutsche Fernsehwelt und bietet ihm alles, was er von einer Kreuzfahrt erwartet: Er erkundet eine völlig neue Welt, darf unverbindlich am Schicksal fremder Menschen teilhaben. Und wird dabei bestens unterhalten! - Nur die Erholung bleibt etwas auf der Strecke auf diesem gefahrvollen Ozean der Fernsehwelt. Nicht umsonst verlautet der Titel: „Odyssee eines Drehbuchautors“.

Auch wenn der Held der Reise Max Grohl nicht wie sein Leidensgenosse Odysseus vom Tode bedroht ist, so stirbt er geistige Tode, wenn sein Drehbuch von teilweise hysterischen und immer eitlen Produzenten, Redakteurinnen und Redakteuren malträtiert wird. Und diese Gestalten stehen den Plagegeistern der Antike Polyphem, Sirenen, Kirke und Charybdis in nichts nach. Es wird schamlos gepoltert, geheult, bezirzt und immer wieder droht Max Grohl im Strudel der Intrigen zu ertrinken.

Doch dank seines Lakaien Olaf und seines versoffenen Mentors Hans Held taucht Grohl immer wieder mit einem blauen Auge aus den stürmischen Gewässern auf, findet mithilfe von Süßigkeiten zu neuem Leben und setzt sich an eine weitere Sisyphos-Überarbeitung seines Drehbuchs. Und irgendwann ahnt der Leser: Auch von dieser Fassung wird kaum ein Wort bestehen bleiben, schon gar keins, das von inhaltlicher Relevanz wäre. An sozialkritsche, politische Stoffe gar nicht zu denken! Das darf man dem 20:15-Zuschauer nicht zumuten! Und auch nicht quotensicheren Fernsehdiven, die ihr makelloses Image auf gar keinen Fall mit einer vielschichtigen oder gar unsympathischen Figur beschmutzen wollen.

Man mag es kaum glauben, aber irgendwann erreicht Max Grohl sein Ziel: Er beendet sein Buch (beziehungsweise wird es abgenommen), darf sich über eine Verfilmung freuen und heimst dann auch noch den ultimativen Orden, einen Fernsehpreis ein. Er ist ein Held! – Aber Moment: Wie war das noch mal mit dem Helden? Sollte der nicht irgendwas seiner Nachwelt hinterlassen? Ach, scheißegal, solange man dafür Preise bekommt! Und wie war das noch mal mit der Katharsis, der eigenen seelischen Reinigung? Auch wurscht! Solange man den Schmerz weiterhin mit ausreichend Zucker betäuben kann!

 

Zum Glück schreibt Christoph Fromm keine zuckersüße Komödie, die man am nächsten Tag schon vergessen hat, sondern eine bitterböse Satire, die einen Tränen lachen, und, im Gegensatz zum bezirzten Helden Grohl, zu einer wichtigen Erkenntnis kommen lässt: Wer Drehbuchautor*in wird, muss leiden. Extrem viel leiden!

 

Cover des Buches "Das Albtraumschiff"
Rezension aus der Neuen Osnabrücker Zeitung

Satire geißelt einen Kult der Dummheit

Filmemachen ist Mannschaftssport: Kein Torjäger gewinnt ein Spiel allein, und auch Filme sind das Ergebnis von Teamarbeit. Trotzdem erhalten zumeist die Regisseure die Lorbeeren, obwohl es ohne Drehbuch gar keinen Film gäbe. Spricht man mit Autoren, hört man fast immer Klagen, allerdings stets mit der Bitte verbunden, sie nicht namentlich zu zitieren, damit sie nicht auf einer schwarzen Liste landen. Dieses Schicksal wird jetzt wohl Christoph Fromm blühen. Der Drehbuchautor rechnet in seinem satirischen Roman „Das Albtraumschiff“ mit der TV-Branche ab.

-von Tilmann P. Gangloff

Christoph Fromm mit seinem neuen Roman "Das Albtraumschiff"

Carl Gerber, Drehbuchautor

Ich habe „Das Albtraumschiff" mit sehr, sehr großem Vergnügen gelesen. Die zugespitzten, satirischen Figuren und das Humorig-Abgründige fand ich wirklich gut gelungen. Auch das undurchdringliche Dickicht (manchmal kam mir das Buch wie ein einziges großes Wimmelbild vor) an Meinungen und Mitsprechenden beim Drehbuch-Prozess kommt total gut rüber - ich wette auch für Nicht-Schreibende. Einige Male musste ich laut lachen, wobei mir das Lachen mindestens genau so oft im Hals stecken geblieben ist. Schon äußerst seltsam, dieser Beruf und diese Branche...

Die Meinung einiger Leser

Ich habe das Buch in einem Rutsch verschlungen!

Mich haben Fromms Sätze an virtuose Gitarrensoli oder Violinläufe erinnert, wie zum Beispiel von Al di Meola oder Paganini. Fromms Technik, in vielen langen Sätzen mehrere überraschende Wendungen zu kreieren und inhaltlich bei verschiedenen Themen anzusetzen, um dann am Satzende ein häufig überraschendes Finale zu erreichen, passt hervorragend zur Satire. Die inhaltliche Übertreibung wird durch eine Übertreibung des Schreibstils verstärkt.

Die Figuren beginnen, wie in beinahe jeder Komödie, mit einem Klischee, doch das Klischee wird sofort hinterfragt und variantenreich bespielt.

Grohl ist eben nicht nur ein nach Süßigkeiten süchtiger, von Auftraggebern drangsalierter Drehbuchautor. Er ist ein depressiver, zutiefst masochistischer Charakter, dessen emotionaler Missbrauch bei der Mutter beginnt und im Fernsehbetrieb endet.

Hans Held ist nicht nur ein Alkoholiker, sondern eine herrlich anarchistische, zynische Figur mit überraschend viel Mitgefühl, die einfach nur Spaß macht. („Jetzt sind die Bücher endlich so schlecht, dass wir drehen können!“)

Konni ist nicht nur ein skrupelloser Produzent mit sadistischen Zügen, er ist ein Workaholic, der chamäleonartig über seinen Projekten schwebt und Fernsehredaktionen umgarnt.

Für alle, die auf anspruchsvolle, amüsante Art erfahren wollen, wie es im deutschen Fernsehen hinter den Kulissen zugeht: Sehr zu empfehlen!

Joshka Fessler

Für mich hat das Albtraumschiff sofort an Fahrt aufgenommen. Man spürt, dass der Autor aus der Drehbuchbranche kommt und eine klare Dreiaktstruktur mit funktionierenden Spannungsbögen verfolgt. Abgesehen davon wird eine der ältesten Geschichten überhaupt erzählt, die Odyssee.

Dass Drehbuchautor Mad Max Grohl (man muss tatsächlich verrückt sein um diesen Job zu machen) sich scheinbar rettungslos im Dschungel endloser Umschriebe zu verlieren droht, war für mich gerade die besondere Qualität des Buchs. Die Intrigen werden soweit getrieben, bis selbst die Chefintriganten Konni, Ellen, Wagner und Seidel nicht mehr durchblicken. Genau solche Geschichten kenne ich von meinen Drehbuchfreund*innen auch. Es ist unfassbar, wie gebührenfinanzierte Sender mit der Kreativität wertvoller Menschen umgehen! Gewaltenteilung wäre dringend angesagt. Aber wer nur einen Hauch von Kritik äußert, wird nicht mehr beschäftigt. Das ist vielleicht das Allerschlimmste!

Sophie Ellinger

Gern gelesen - guter Stil und die Story ist unterhaltsam, mit starker Satire.

Ich fand das Albtraumschiff jetzt gar nicht albtraummäßig. Habs an einem Nachmittag weggelesen und mich gut unterhalten gefühlt. 

Der Drehbuchautor kommt gut raus Und ich fand es ganz witzig mal wieder hinter die Kulissen von Produktionen schauen zu können, wenn auch nur via Buch - da ich aber selbst auch schon mal fürs TV gearbeitet hab, weiß ich, dass es in etwa so ist und fands fast ein wenig nostalgisch für mich.

Wäre das Buch ein Hund, würde drauf stehen: Vorsicht bissig. Mir hats gefallen!

Lovelybooks-Rezension von Textgemeinschaft

Zuerst mal eine Warnung an alle Hauptsatzfreunde: Finger weg von diesem Buch!
Man muss sich hier auf längere, kunstvoll komponierte Sätze einlassen - hatten Thomas Mann, Robert Musil oder David Forster Wallace nicht auch sowas im Programm? – und auf schräge, bis ins Groteske verzerrte Figuren. Dann allerdings hat man richtig Spaß! Wer sich zwischendurch, ebenso wie der leidgeprüfte Drehbuchautor Max Grohl, im Senderdickicht zu verlieren droht, dem sei dringend empfohlen, bis nach Schweden durchzuhalten. Selten mehr gelacht als bei Konnis Angelausflug. Brilliant und böse!

Fabian Arnold bei Amazon

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