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Partizipation und Integration einer multikulturellen Gesellschaft

Dieses Thema wurde bei der internationalen Fachveranstaltung "Creating Community. Kulturelle Bildung - Migration - Partizipation" 2016 in München im Kreativquartier kontrovers diskutiert.

"Welchen Beitrag kann kulturelle Bildung leisten, um allen Jugendlichen ein Partizipieren an der Stadt-Gesellschaft zu ermöglichen?" Fachkräfte aus Kunst, Kultur, Politik, Pädagogik, Sozialwesen und Fachkräfte aus der Projektpraxis sowie Jugendliche waren eingeladen, um unterschiedliche lokale, nationale und internationale Herausforderungen für zukünftige Konzepte zu vergleichen und gemeinsam zu diskutieren. Darunter waren auch Akteure/innen aus Palästina, Jordanien, Libanon, Bulgarien, Kurdistan, Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland eingeladen, die in drei Panels, an zwei verschiedenen Tagen ihre Arbeit vorstellten. Überschattet waren die kulturellen Projekte der ausländischen Gäste meist durch Krieg, Vertreibung oder Flucht.



"Die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen, war noch nie so hoch wie heute. Ende 2014 waren knapp 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Im Vergleich dazu waren es ein Jahr zuvor 51,2 Millionen Menschen, vor zehn Jahren 37,5 Millionen Menschen. Die Steigerung von 2013 auf 2014 war die höchste, die jemals im Laufe eines Jahres von UNHCR dokumentiert wurde. Der massive Anstieg wurde vor allem durch den Krieg in Syrien verursacht. 7,6 Millionen Syrer sind Binnenvertriebene, Flüchtlinge im eigenen Land, und knapp 3,9 Millionen suchten Schutz in den Nachbarländern. Aber auch in vielen anderen Ländern kam es zu tausendfachem Flüchtlingselend. Allein in den letzten fünf Jahren sind mindestens 15 neue Konflikte ausgebrochen oder wieder entflammt. Darunter Syrien, Irak, Südsudan, Zentralafrikanische Republik, Burundi, Jemen, Ukraine und Myanmar. Insgesamt konnten im vergangenen Jahr nur 126.800 Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren - die niedrigste Anzahl seit 31 Jahren."


In einem eindringlichen und beeindruckenden Appell an die Menschlichkeit, schilderte der Kabarettist und Gründer des Vereins Orienthelfer e.V. (gemeinnützig) Christian Springer seine erschütternden Erlebnisse in Syrien. In Anbetracht der humanitären Katastrophe forderte er eindringlich von Politik und Gesellschaft mehr Fürsorge und Menschlichkeit im Umgang mit Flüchtlingen. Denn nach Angaben der Uno-Flüchtlingshilfe bleiben die meisten Flüchtlinge in armen Ländern. Obwohl die Anzahl geflüchteter Menschen stark ansteigt, sind Flüchtlinge global sehr ungleich verteilt. Knapp neun von zehn Flüchtlingen (86 Prozent) befanden sich 2014 in Ländern, die als wirtschaftlich weniger entwickelt gelten. Ein Viertel aller Flüchtlinge war in Staaten, die auf der UN-Liste der am wenigsten entwickelten Länder zu finden sind. So kamen von 60 Mio. Flüchtlingen gerade 2 Mio. nach Europa. Doch wie können wir den ankommenden Flüchtlingen die Integration erleichtern - sowohl gesellschaftlich als auch sprachlich? Und wie kann diese gelingen?


Nur durch Respekt vor der eigenen und der fremden Kultur. Dabei spielen kulturelle und öffentliche Einrichtungen eine zentrale Rolle, in denen Begegnungen verschiedenster Kulturen stattfinden können. Diese Übergangsräume können ein sicherer Ort der Begegnung sein, bei denen Ängste und Vorbehalte frei geäußert und abgebaut werden können. Die Politik ist gefordert, durch ein politisches Statement und durch finanzielle Anreize diese Übergangsräume zu schaffen, um die lokale Arbeit der Kulturschaffenden zu unterstützen, und einen Brückenbau zwischen den vielen kulturellen Akteuren zu ermöglichen. Nur so kann eine gelungene interkulturelle Stadtteilkultur für Begegnungen geschaffen werden. Dazu zählt auch die Teilhabe an internationalen Projekten. Ob in Vereinen, Museen, Kulturhäusern oder anderen öffentlichen Einrichtungen oder Orten, nur gemeinsam können wir zu mehr Verständnis und Miteinander finden.


Der Workshop "Teilhabe durch Sprache - Unterstützung des Spracherwerbs in der Jugendhilfe" des Vereins Interkulturelle Begegnung und Bildung e.V. beleuchtete in seinem Workshop zentrale Themen zum Spracherwerb. Bei einem sehr einfachen, aber plausiblem Versuch, 15 Minuten in einer Sprache, die nicht die Muttersprache ist, sich und seine Arbeit zu erklären, wurde schnell klar, wie schnell der eigene Wortschatz schrumpft und wie schnell die eigenen Sprachgrenzen erreicht sind. Schnell ist man selbst der Ausländer, der die Sprache nicht beherrscht.


Doch wie viel Sprache braucht man? Die Ansprüche an sich, möglichst perfekt zu sprechen, sind dabei höher als die des Zuhörers, so das Fazit des Versuchs. Sprache ist zweckgebunden, zielorientiert. Sie dient der Verständigung, und wenn das gelingt ist das Ziel erreicht. Eine Sprachlehrerhaltung, oder Sprachkritik ist unangebracht und zerstört die Beziehung, die durch das Gespräch aufgebaut werden soll. Sie verhindert die Anerkennung des/der Migranten/in als Mitglied der Sprachgemeinschaft. Vertiefung von Grammatik und Wortschatz sollte außerhalb des Gespräches stattfinden. Hilfreich ist in jedem Fall sich auf das Sprachniveau des/der Migranten/in einzustellen, sodass weder eine Überforderung noch eine Unterforderung stattfindet.


Denn manch ein/e Migrant/in empfindet die deutsche Sprache in der Tonlage als hart und einschüchternd, oder die Aussprache erweist sich als schwierig, da die Konsonanten und Vokale denen der eigenen Sprache nicht ähneln. Auch Konflikte, Ängste und Wünsche sind in einer fremden Sprach schwer auszudrücken, so dass sprachliche Isolation zu Aggression oder Rückzug führen kann. Daher ist das Verständnis und das Erlernen der deutschen Sprache ein zentraler Schlüssel zu einer gelungenen Integration.

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