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Dr. Marta Havryshko - ein differenzierter Blick auf die Ukraine


Diesen gleichnamigen Beitrag der ukrainischen Gastprofessorin Dr. Marta Havryshko, die aktuell in den USA lehrt, kann ich nur empfehlen: Er wirft einen sehr genauen, differenzierten Blick auf die Ukraine und Russland und enthält viele Informationen, die in den westlichen Medien komplett verschwiegen werden.


Er macht klar, wie weit die Wurzeln des Konflikts zurückreichen und vor allem, wie stark die radikalen nationalistischen, rassistischen und antisemitischen Kräfte in der Ukraine nach wie vor sind. Denn viele Ukrainer, darunter einer ihrer wichtigsten nationalen Anführer, Stepan Bandera, kollaborierten im Zweiten Weltkrieg mit Hitler und der Wehrmacht. Dabei entstand unter anderem die SS-Division Galizien, die an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt war und 1944 gemeinsam mit der Wehrmacht gegen die sowjetischen Truppen kämpfte.


Angehörige dieser SS-Division werden noch heute von den Asow Brigaden als Freiheitskämpfer und Helden gefeiert - und leider nicht nur das. Angehörige von Asow tragen weiterhin stolz die Wolfsangel, ein nationalsozialistisches Emblem, als Tattoo, und ihre Ideologie ist auch heute von Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus geprägt. Sie träumen davon, die weiße Rasse gegen den „semitischen Untermenschen“ zu verteidigen.


Poroshenko ging als Präsident der Ukraine gegen diese nationalistischen Kräfte vor und auch Selenskyj, der jüdische Wurzeln besitzt, ließ einige von ihnen einsperren. Doch nach Kriegsausbruch brauchte man die radikalen Rechten als Kämpfer und ließ sie frei.

Inzwischen sind sie durch den Krieg zu enormer Macht gelangt, genießen Ansehen und Privilegien in der Ukraine. Der Oligarch Achmetow schenkte Asow Kommandeuren unter anderem Elitewohnungen in Kiew. Asow unterhält mittlerweile auch eine Jugendorganisation, „Centuria“, die in allen großen Städten junge Kämpfer rekrutiert. Centuria erzieht, wie Augenzeugen berichten , zu toxischer Männlichkeit. Es wirkt wie eine Sekte, die eine rassistische, nationalistische, homophobe Religion verbreitet. Das erinnert in der Tat sehr stark an die SS. Die 3. Sturmbrigade, ein Ableger von Asow, trägt das gleiche Wappen wie die berüchtigte Division "Dirlewanger", die aus Strafgefangenen rekrutiert wurde und eine der übelsten Truppen innerhalb der SS war.


Selenskyj wird von diesen nationalistischen Kräften, die weit über Asow hinausreichen, stark unter Druck gesetzt. Möglicherweise muss er um sein Leben fürchten, falls er einen Friedensvertrag unterschreibt, der diesen Herrschaften nicht genehm ist. Putin nützt auf der anderen Seite diese Kräfte, um die Ukraine pauschal als „Naziregime“ zu diffamieren und zum neuen vaterländischen Krieg aufzurufen, was natürlich genauso falsch ist.


Klar wird durch Havryshkos Ausführungen außerdem, dass die Ukraine ein zutiefst zerrissenes Land ist und weit davon entfernt, eine funktionierende Demokratie zu sein.

Deswegen ist es absolut unverantwortlich, sie vorschnell in die EU aufzunehmen und die Behauptung, die Ukraine würde unsere Demokratie verteidigen, ist eine abenteuerliche Lüge.

Schande über unsere öffentlich-rechtlichen Medien, die all diese komplexen Zusammenhänge verschweigen und den Konflikt auf ein ebenso dummes wie falsches Gut-Böse Schema reduzieren.


In Wirklichkeit ist die Lage äußerst kompliziert und hochgefährlich. Selenskyj und möglicherweise auch die Trump Administration versuchen, die extreme Rechte in der Ukraine mit dem auch für die Ukraine profitablen Rohstoffdeal zu bestechen und ruhig zu halten. Ob die trotzdem einem Friedensvertrag zustimmen, bleibt fraglich, denn für die Asow-Kommandeure und die ukrainischen Oligarchen, die natürlich weit entfernt von der Front agieren, ist der Krieg ein hochprofitables Geschäft, unter anderem, in dem man einen Teil der vom Westen gelieferten Waffen auf dem internationalen Schwarzmarkt verkauft. Auf der anderen Seite will man natürlich nicht die gesamte Ukraine an Russland verlieren.


Für Putin stellt sich genauso die Frage, wann und unter welchen Bedingungen er sich auf einen Frieden mit der Ukraine einlässt. Ihm ist natürlich klar, dass die nationalistischen Kräfte in der Ukraine die Besetzung ukrainischer Gebiete niemals akzeptieren werden und nur auf einen günstigen Augenblick warten um, dann möglicherweise in der EU und mit Beistandsverpflichtung, erneut loszuschlagen. Europa täte daher gut daran, sich aus diesem schmutzigen Konflikt komplett herauszuhalten. Stattdessen muss man befürchten, dass Merz, von der Leyen und andere kurzsichtige Politiker_innen immer tiefer in ihn hineinstolpern. Eigentlich müssten sie über die wahren Zustände in der Ukraine informiert sein! Wir sollten unseren Politiker_innen jedenfalls klarmachen, dass wir informiert sind und auf keinen Fall weiter in diesen Krieg verwickelt werden wollen. Jede Stimme, die sich dagegen erhebt, ist wichtig!

 
 
 

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