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AutorenbildChristoph Fromm

Kapitalismus und Terrorismus

Die Gewalt des Kapitals gegen die Gewalt der Waffen, diese Form der Konfrontation war häufig die Triebfeder für Aufstände, Revolutionen, Kriege, Terrorakte.


Die Gewalt der Waffen benötigt Kapital um sich zu finanzieren, das Kapital benötigt Waffen um sich im Ernstfall auf dieser Ebene zu verteidigen; diese Binsenweisheit macht den Sachverhalt noch komplexer, führt aber zu der interessanten Frage, warum wir immer weniger herkömmliche Kriege erleben und uns zunehmend Terrorattacken ausgeliefert sehen. Die enorme Ungleichheit des zur Verfügung stehenden Kapitals führt zwangsläufig zu einer asymmetrischen Kriegführung, die in Terrorattacken gegen eine wehrlose Zivilbevölkerung ihre traurigen Höhepunkte findet.


Vergessen wir nicht, die Täter empfinden uns nicht als unschuldig. Für sie haftet jede schwangere Frau, jedes Kind, das ahnungslos über einen öffentlichen Platz spaziert, für einen global agierenden Kapitalismus, den wir in ihren Augen gut heißen, dulden, mit unserer Stimme, unseren Bankkonten bestätigen und von dem sie sich unterdrückt und ausgebeutet fühlen. Dass ihre Anführer ihren Kampf, ihren Terror mit der rücksichtslosen Eroberung und Vermarktung von Öl finanzieren, das ihnen zu Dumpingpreisen von den Leuten abgekauft wird, die sie bekämpfen, verdeutlicht den Irrsinn der momentanen weltpolitischen Situation. Es ist ein weiterer schlagender Beweis für die These, dass die Menschheit nicht an ihrer Bosheit, sondern an ihrer Dummheit zu Grunde gehen wird.


Die Flucht in religiösen Fanatismus entsteht aus einem notorischen Unterlegenheitsgefühl. Nur durch die Religion, durch Gott, durch das fanatisch Geglaubte, kann die Wirklichkeit, können die wahren Machtverhältnisse auf den Kopf gestellt werden.


Der aktuelle Terror sucht nicht Freiheit im Sinne von möglichst viel Eigenverantwortung, er sucht Befreiung von der Angst, den Anforderungen des Lebens nicht zu genügen, und es ist eine unangenehme Wahrheit, dass es mittlerweile Menschen gibt, die sich lieber in einer möglichst großen Menschenmenge in die Luft sprengen, um wenigstens einmal die mediale Aufmerksamkeit zu bekommen, die ihnen bei einem gesetztestreuen Leben mit Sicherheit verwehrt geblieben wäre. Es scheint eine Grenze erreicht, die nicht mehr mit den materiellen Trostpflastern von Hartz IV oder herkömmlicher Entwicklungshilfe zugekleistert werden kann.


Auch in den Dürregebieten Afrikas und des Nahen Ostens geht es nicht nur um die nackte materielle Existenz, es geht um die Würde des Einzelnen, die innerhalb einer auf massenhaften Konsum ausgerichteten Gesellschaft nicht mehr bewahrt werden kann. Welche Genugtuung muss es für einen afghanischen Taliban sein, im Hochgebirge und Höhlensystem Afghanistans mit einer Kalaschnikow und ein paar Handgranaten der internationalen Supermacht USA samt ihren Verbündeten erfolgreich zu trotzen. Auf den ersten Blick scheint die Haltung dieser Männer vorsintflutlich und angesichts der materiellen Überlegenheit des Westens zum Scheitern verurteilt. Ziehen wir aber in Betracht, dass weitere ökologische Katastrophen in Afrika möglicherweise in den nächsten Jahren Millionen solcher zu allem entschlossener Kämpfer an unsere Grenzen treiben werden, dann sollten wir schleunigst über massive, deeskalierende Hilfe nachdenken. Es wäre nicht nur ein Akt der Menschenfreundlichkeit, sondern der Klugheit.

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