Der öffentlich-rechtliche Rundfunk – sinnvolle Reformen?
- Christoph Fromm

- 19. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Der Fall der Fernsehjournalistin Julia Ruhs schlägt hohe Wellen. Zum ersten Mal hört man aus der CDU den Ruf nach konkreten Reformen. Vom Einfrieren des Rundfunkbeitrags ist die Rede. Aber ist das sinnvoll?
Wie bei zahlreichen anderen Problemen in diesem Land fragt man sich nach dem Fall Ruhs – warum erst jetzt? Es ist seit vielen Jahren innerhalb der Branche bekannt, dass es eine Cancel-Culture bei den Öffentlich-rechtlichen gibt. Begonnen hat das in den Nullerjahren nach dem Anschlag auf das World-Trade-Center im fiktionalen Bereich, ausgeweitet hat es sich seit Coronakrise, Massenmigration, Klimakrise und Ukrainekrieg auf die politische Berichterstattung.
Objektive Berichterstattung wurde durch sogenannten „Haltungsjournalismus“ ersetzt.Dabei werden häufig Fakten entweder weggelassen oder zurechtgebogen. Immer häufiger gibt es auch konkrete Falschaussagen - so wie im Fall Kirk oder im Ukrainekrieg.
Aber wird ein Einfrieren des Beitrags da Abhilfe schaffen? Das wird nur dazu führen, dass die freien Mitarbeiter noch schlechter bezahlt werden, d.h. noch abhängiger von ihren festangestellten, hochbezahlten Chefredakteuren und Fernsehspielchefs.
Meiner Meinung nach gibt es nur zwei Lösungsansätze: Entweder es gelingt, dass freie Mitarbeiter, die sogenannten Kreativen, viel besser bezahlt und tatsächlich nach Qualitätskriterien ausgesucht werden – dafür müsste man aber die komplette Chefetage der Öffentlich-rechtlichen auswechseln und ihre Gehälter radikal kürzen. Das wird ein schöner Traum bleiben. – Oder: Man halbiert den Gebührenbeitrag und finanziert zum einen Nachrichten und politische Berichterstattung und zum anderen künstlerisch wertvolle Produkte, die von einem unabhängigen Gremium bestimmt werden, in dem sich ausdrücklich keine Politiker*in, kein Kirchenmensch und keine Fernsehredakteur*in befinden darf. Die Mitglieder dieses Gremiums sollten alle zwei Jahre wechseln. Der Rest der Formate käme auf die Streamingplattformen und dort könnte sie sich jeder, der will, gegen eine Gebühr herunterladen.
Die politische Berichterstattung kann dann durchaus Haltungsjournalismus sein. Jeder, der es schaut, weiß, auf was er sich einlässt. Und verschiedene, auch stark subjektive Meinungen zu sehen, kann das eigene Urteil ja auch schärfen, wenn man es mit Alternativen vergleicht. Eigentlich wäre es Aufgabe der Öffentlich-rechtlichen, faktengebunden und objektiv zu berichten, aber daran kann ich angesichts der aktuellen Berichterstattung nicht mehr glauben.
Die künstlerisch wertvollen Filme und Serien sollten ausdrücklich frei von jedem Quotenzwang entstehen und wie gesagt, von einem Gremium ausgewählt werden, das aus ehemaligen Kreativen besteht und möglichst oft wechselt. So könnte man Vetternwirtschaft, die zurzeit im deutschen Fernsehbetrieb blüht, wenigstens begrenzen.
Aber wahrscheinlich bleibt auch das eine Utopie. Sollte sich der ÖRR allerdings weiterhin allen Lösungsvorschlägen verweigern, läuft er Gefahr, dass irgendwann die Zuschauer über sein Schicksal bestimmen werden, indem sie sich radikal den Gebühren verweigern. Der Unmut ist groß und die junge Generation weiß häufig nicht einmal mehr, was der ÖRR ist und für was sie da eigentlich bezahlt.
Wie das Schicksal eines Drehbuchautors in diesem Betrieb innerhalb der letzten zwanzig Jahre ausgesehen hat, habe ich in meiner Satire „Das Albtraumschiff“ 2020 beschrieben und nicht nur das Cover mit dem untergehenden Tanker ÖRR ist brandaktuell…
Lies doch rein, wenn du dich für die Thematik interessierst!




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