Die Freiheit der Kunst
- Christoph Fromm
- 2. Juli
- 2 Min. Lesezeit

Sie sollte eine Selbstverständlichkeit sein, aber befindet sich zunehmend in Gefahr: die Freiheit der Kunst.
Zum einen von rechts, indem demokratiefeindliche, nationalistische Kräfte einen bunten, internationalen Kunstbetrieb verhindern wollen. Zum anderen aber leider auch von moralisierendem Gutmenschentum (ich möchte hier den Begriff links, weil nicht wirklich zutreffend, vermeiden), das oberlehrerhaft jede politische Unkorrektheit, jeden Witz, jede Darstellung von Sexualität, von Gewalt so streng überwacht und in Schubladen sortiert, bis nichts übrigbleibt als Leere und Langeweile. Das Beispiel von Trumps USA, die sich an Michelangelos David stößt und einer barocken Venus, die wegen angeblichem Sexismus aus einer deutschen Amtsstube entfernt werden soll, sind vielzitierte Beispiele. Beides ist völlig untragbar und kann nicht scharf genug kritisiert werden.
Kunst muss stets im Kontext ihrer Zeit gesehen werden und darf auf keinen Fall im Nachhinein mit „modernem Blick“, der interessanterweise bornierter und enger ist als der mittelalterliche, zensiert werden. Natürlich muss man etwa ein Buch wie „Vom Winde verweht“ heute kritisch betrachten, aber es sollte nicht umgeschrieben werden. Es ist immer Aufgabe zeitgemäßer Künstler sich mit Vergangenem kritisch auseinanderzusetzen, aber auf keinen Fall, es zu zensieren. Ebenso ist es völlig falsch, nur noch Künstler gelten zu lassen, die als „Vorbild der Gesellschaft“ durchgehen. Deren Kunst ist meistens höchst mittelmäßig. Heutzutage treiben sie sich vorzugsweise in Talkshows herum.
Künstler von Wert waren und sind meistens höchst unvollkommene Menschen, Menschen, die am Leben leiden aber durchaus auch andere sehr am Leben leiden lassen. Sie brauchen die Kunst, um zu überleben und sind meistsens alles andere als „Vorbilder“. Nicht selten tragen sie destruktive Züge und wenn ihnen die Kompensation durch die Kunst nicht gelingt, führt der Weg häufig in die Selbstzerstörung. Nichts ist gefährlicher als ein Künstler, der sich nicht verwirklichen kann.
Warum hängen Destruktivität und Kunst so eng zusammen? Ganz einfach, weil häufig nur aus der Zerstörung, dem Hinterfragen, dem Verwerfen etwas Neues von Wert entsteht. Wenn der Künstler allerdings hauptsächlich zum Selbstvermarkter mutiert, bleibt nicht viel von seiner Kunst übrig.
Leider unterliegt die Kunst auch einem kommerziellen Druck: Was nicht erfolgreich ist, oder wovon man behauptet, es könne nicht erfolgreich sein, wird nicht produziert.
Dort, wo dieses Diktat nicht gilt, sind die Gremien von moralistischen Bedenkenträgern durchsetzt, die die Kunst durch zahllose Vorgaben erwürgen. Das Besorgniserregende im Moment ist , dass sich gerade junge Künstler_innen hinter zahllosen Vorgaben und Ängsten verstecken. Darf man das? Ist das nicht zu radikal? Ist das gesellschaftspolitisch korrekt? Das sollte sich die Kunst niemals fragen!
Wie sagte Schiller so schön: Man liebt nur, was einen in Freyheit setzt!
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