Gaza – ein Grund für Antisemitismus?
- Christoph Fromm

- 17. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

Es ist nach wie vor unverständlich, warum sich so viele in Deutschland damit schwertun, zwischen Menschen jüdischen Glaubens und der Politik des Staates Israel zu unterscheiden. Kein Mensch würde auf den Gedanken kommen, deutsche Katholiken für die Verbrechen verantwortlich zu machen, die ein katholisches Regierungsoberhaupt im Ausland begeht.
Liegt es daran, dass die deutschen und jüdischen Stimmen, die sich mit der Politik Israels solidarisieren, besonders laut sind? Oder will man die kritischen Stimmen, die es durchaus auch gibt, überhören? Gilt nach wie vor der Satz von Zvi Rex: „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen“? Das sollten wir uns aufrichtig fragen. Und genauso aufrichtig sollten wir die „Lösungsvorschläge“, die jetzt für Gaza und das Westjordanland angeboten werden, hinterfragen.
Es ist wohlfeil, eine Zweistaatenlösung zu fordern, aber wie soll diese praktisch aussehen? Wer wird die ca. 600 000 fanatischen und jüdischen Siedler aus dem Westjordanland vertreiben? Die Vorstellung, dass diese in Zukunft friedlich in einem Palästinenserstaat leben, ist utopisch. Ebenso kann aus dem Flickenteppich, der den Palästinensern dort aktuell noch zur Verfügung steht, kein funktionierender Staat werden. Geographisch getrennt wäre dieser Staat weiterhin vom Gaza-Streifen. Der ist eine Trümmerwüste, in der nach wie vor die Hamas das Sagen hat, die nicht daran denkt, ihre Waffen abzugeben. Sie hat bereits eindrucksvoll demonstriert, wie sie sich die weitere Politik dort vorstellt, indem sie Palästinenser, die gegen sie sind, öffentlich hingerichtet hat.
Der Gaza-Streifen bräuchte eine oder mehrere Besatzungsmächte, – ähnlich wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg – die nicht entnazifizieren, sondern „enthamanisieren“. Kann man dabei auf die arabischen Staaten vertrauen, von denen einige die Hamas finanziell unterstützt haben? Aber wer soll das sonst machen? Die UN ist dafür mit Sicherheit untauglich. In Frage kämen nur die USA. Ein neues „Wirtschaftswunder“ im Gaza-Streifen müsste etwas anders aussehen, als sich das Trump im Augenblick vorstellt. Es müsste unter Einbeziehung der Palästinenser geschehen. Ähnlich wie in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die beste Waffe gegen die Hamas wäre eine prosperierende palästinensische Bevölkerung. Eine gewaltige Aufgabe. Aber im Gaza-Streifen scheint eine Lösung eher möglich als im Westjordanland. Dass dort Israelis und Palästinenser nach dem 7. Oktober und dem Gazakrieg in einem Palästinenserstaat friedlich zusammenleben sollen, erscheint aus heutiger Sicht unmöglich. Aber möglicherweise würde ein gelungener Anfang im Gaza-Streifen auch die verfahrene Situation dort entspannen.




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